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02_Literatur- und Methodenrecherche

Überblick verschaffen

Es gibt natürlich keine allgemeingültige Formel, wie man ein Paper richtig liest. Sie können ein eigene Methode entwickeln, die für Sie gut funktioniert. Folgend eine erprobte Vorgehensweise:

Im ersten Schritt schauen Sie nach den Eckdaten und lesen das Paper quer, das heißt Sie schauen sich den Titel, die Aktualität, das Abstract und die Keywords an. Weckt das Abstract Ihre Aufmerksamkeit? Werden die Punkte angesprochen, nach denen Sie suchen?

Wenn das der Fall ist, sichten Sie den Inhalt. Überfliegen Sie Einleitung (Introduction) sowie Zusammenfassung (Summary) und schauen Sie sich die Graphiken an. 

Wenn der Artikel für Ihre Arbeit relevant ist, können Sie diesen nun komplett durchlesen. Dabei lesen Sie diesen aber nicht nur (wie einen Roman), sondern Sie arbeiten ihn Stück für Stück durch. Vielleicht drucken Sie sich den Text aus und und markieren wichtige Stellen - was dabei wichtig ist, hängt natürlich von Ihrer (!) Forschungsfrage ab. Ggf. schreiben Sie sich Wörter heraus, die Sie nicht sofort verstehen und analysieren die Graphiken im Detail.

Oftmals hilft es für das Verständnis ungemein, wichtige Punkt noch einmal mit eigenen Worten aufzuschreiben. Lassen Sie sich Zeit für diesen Schritt!!! Es ist ganz normal, wenn Sie das Paper nicht beim ersten Mal lesen verstehen. Lassen Sie sich daher nicht entmutigen und probieren es einfach nochmal. 

Noch ein paar Hinweise:
  • Interessiert Sie nur die Methode, reicht es, den Methodenteil zu lesen.
  • Fachliche Informationen und weiterführende Literaturhinweise zu einem Thema finden Sie in der Einleitung (Introduction).
  • Wollen Sie nur einen groben Eindruck vom Paper bekommen, reicht es oftmals aus, Einleitung (Introduction), Ergebnisse (Results) und Diskussion (Discussion) zu lesen.

Effektives Lesen

Um effektiv zu lesen, müssen Sie zunächst wissen, nach welcher Information Sie suchen!


Um das ganze Kapitel eines Fachbuches oder das komplette Paper in seiner Tiefe zu verstehen, finden sie unter folgendem Punkt A hilfreiche Tipps.

Wenn nur ein bestimmter Teil relevant beziehungsweise gesucht ist, z.B. eine Methode oder ein Resultat, finden Sie unter Punkt B ein paar zusätzliche Hinweise.

 

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A) Ein komplettes Paper lesen (folgende Tipps beruhen auf  individuellen Erfahrungen):
  1. In Ruhe den Titel lesen: Verstehen Sie diesen? Unbekannte Wörter?

  2. Das Abstract lesen: Verschaffen Sie sich eine Übersicht. Die wichtigsten Erkenntnisse werden kurz zusammengefasst.

  3. Es folgt die Einleitung: Diese liefert Ihnen nötiges Hintergrundwissen für die folgenden Abschnitte.
 
Bis hier kann schon viel Zeit vergehen, besonders wenn man nicht "im Thema drin ist". Nehmen Sie sich dafür Zeit und versichern Sie sich, dass Sie bis hierhin das meiste verstanden haben. Es folgen die Resultate - für deren Verständnis benötigt man in der Regel mehr Hintergrundwissen.
 
  1. Beim Lesen der Resultate merkt man, ob die Zusammenhänge aus der Einleitung verstanden wurden. Schauen Sie sich die Graphiken an – was Sie nicht verstehen, kann markiert und erstmal übergangen werden.

  2. In der folgenden Diskussion werden die Resultate nochmal aufgegriffen und mit den Ergebnissen anderer Veröffentlichungen oder früheren Erkenntnissen verglichen. Unerwartete Beobachtungen werden diskutiert. Besonders der letzte Abschnitt fasst noch einmal kurz das Wichtigste zusammen und gibt einen kleinen Ausblick bzw. verdeutlicht die Relevanz der Forschung.
 
Nicht alles verstanden oder Konzentration verloren? Normal ... besonders am Anfang. Gehen Sie zurück zu dem, was Sie nicht verstanden haben. Die Einleitung könnte hier helfen, die Zusammenhänge zu verstehen.

Setzen Sie sich nicht zu sehr unter Stress! Oft verstehen Sie ein Paper auch dann besser, wenn Sie es einige Tage/Wochen später nochmals lesen - denn dann haben Sie sich vermutlich noch mehr Hintergrundwissen angelesen.
B) Die Suche nach einem bestimmten Teil (auch diese Tipps beruhen auf individuellen Erfahrungen)
  1. Titel des Papers lesen: Ist das Thema grundsätzlich das Richtige?

  2. Abstract überfliegen: Haben die Autoren überhaupt etwas untersucht, das Sie interessiert?

  3. Hintergrundwissen erhalten Sie durch die Einleitung, recherchieren Sie bei Wissenlücken.

  4. Bei der Suche nach einer Methode schauen Sie im Methodenteil nach, aber ggf. auch, wofür diese Methode im vorliegenden Paper verwendet wurde.

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Literaturquellen "sortieren"

Es kann sein, dass Sie nach Ihren ersten Recherchen eine ganze Menge an Literatur sichten und analysieren müssen. Damit Sie sich dabei nicht verzetteln und nach 20 Stunden Lektüre das Gefühl haben, genau so viel (oder wenig) zu wissen wie vorher, empfiehlt es sich, die Literatur nach der Lektüre zu "sortieren". Damit ist nicht nur das "reale" Sortieren, z.B. durch geordnetes Abheften in einem Literaturordner gemeint, sondern v.a. die inhaltliche Gliederung.

Je nach Forschungsfrage könnten Sie z.B. auf folgende Struktur zurückgreifen, die die Quellen nach Art der Untersuchungsmethode differenziert:
  • Analytische/Theoretische Ansätze für Ihr Problem
  • Experimentelle Ansätze
  • Numerische Ansätze
Es könnte aber auch sinnvoll sein, die Quellen nach Denkschulen, nach Chronologie, nach Herkunft, ..., zu kategorisieren. Je schneller Sie ein solches Ordnungssystem für sich definieren, desto effizienter können Sie neue Literatur in Ihre Arbeit einordnen und desto besser finden Sie später bestimmte Literaturstellen wieder. Probieren Sie es doch einfach mal aus.


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